Pflege

Thrombose, Thrombose – Phlebothrombose

Heparin 25000IE in einer Aufzieh-Ampulle

Erster wirklicher Artikel auf diesem Blog war ein Artikel über die Thrombosespritze (wer suchet der findet), darauf folgte auch bald ein Artikel über das richtige Spritzen der Antithrombosespritze mit Bildern (einer meiner Top-Artikel im Blog – die Qualen haben sich also gelohnt) und jetzt geht es um die Pflege von Patienten mit einer tiefen Beinvenenthrombose, der Phlebothrombose.

Hier unser Fall:

Frau Müller ist 62 Jahre alt und wurde wegen Schmerzen im rechten Unterschenkel von ihrem Hausarzt in die Klinik überwiesen, in welcher die Verdachtsdiagnose des Hausarztes auf Phlebothrombose bestätigt wurde.

Seit 3 Tagen liegt sie nun auf unserer Station, erhält Heparin über den Perfusor und heute beginnt die orale Antikoagulation mit Marcumar.

Problematisch ist nun, dass unsere Frau Müller immer noch Schmerzen im Bein hat und nicht aufstehen möchte. Sie beschwert sich darüber, dass ihr das letzte Mal, als sie wegen einer Thrombose im Krankenhaus lag, eine Woche Bettruhe verordnet wurden und sie nun sofort aufstehen solle. Sie hat Angst vor einer Lungenembolie.

Zudem erzählt sie, dass sie kaltes Wasser hasse und regelmäßig heiß dusche. Als Urlaubsziele kämen bei ihr nur südliche Länder in Frage, in denen man lange in der Sonne liegen könnte.

Die verordneten Kompressionsstrümpfe trägt sie jedoch nur im Winter, da sie im Sommer darunter immer so schwitzen würde und es nicht auszuhalten sei.

Kommt das jemandem bekannt vor? Vielleicht nicht in dem vollem Ausmaß, aber solche oder so ähnliche Patienten gibt es immer wieder. Und verübeln kann man es ihnen ja nicht, da ihre Argumente ja einleuchtend sind. Warum früher so und heute anders? Kompressionsstrümpfe im Sommer? Das muss wirklich unangenehm sein…

Um aber Frau Müller nicht weiter zu verägern und um zu verhindern, dass sie wieder ein Rezidiv erleiden und bald wieder mit einer Phlebothrombose im Krankenhaus landet, ist es nun wichtig, ihr Wissensdefizit zu beseitigen und sie kompetent zu beraten.

Punkte, in denen Frau Müller ein Wissensdefizit aufzeigt und zu denen sie beraten werden muss:

sofortige Mobilisation

  • nach dem heutigen Kenntnisstand ist es nicht mehr notwendig über einen längeren Zeitraum Bettruhe einzuhalten bei einer Phlebothrombose, da es weder das Risiko einer Lungenembolie oder des postthrombotischen Syndroms vermindert oder vermehrt. In der Regel erhalten die Patienten eine High-Dose-Heparinisierung (Heparin-Perfusor) und das betroffene Bein wird durch einen Kompressionsverband komprimiert. Damit kann nun der Patient mobilisiert werden, um auch weitere Komplikationen wie Dekubitus oder Pneumonie zu vermeiden. Im Zweifel immer mit ärztlicher Absprache.

duale Antikoagulationstherapie

  • neben der sofortigen Heparinisierung über die ersten 5.-7. Tage um die Bildung eines Appositionsthrombus zu vermeiden, beginnt man parallel mit der oralen Antikoagulation mit Marcumar über mindestens 6-12 Monate zur Rezidivprophylaxe. Was bei der Marcumar-Therapie zu beachten ist, später mehr.

positive Wirkung von Kälte

  • kühles Abduschen oder Ausstreichen der Beine von distal nach proximal wird zu einer Vasokonstriktion, einer Straffung der Venen und bringt den Kreislauf in Schwung.

negative Wirkung von heißem Wasser bzw. von Hitze

  • Wärme führt zu einer Vasodilatation und somit zu einem Blutstau in den Venen, der die Bildung einer Thrombose und auch von Varizen begünstigt.

Notwendigkeit der Kompressionsstrümpfe

  • notwendig ist die Kompression im Akutstadium um den Thrombus festzuhalten und somit eine Embolisierung (der Lösung des Thrombuses) zu verhindern. Nach Abschwellung des Beines ist nun das Tragen der angefertigten Kompressionsstrümpfe notwendig, um den venösen Rückfluss in den Venen positiv zu beeinflussen und einer Neubildung einer Thrombose entgegenzuwirken.

Über den Autor

Matthias

Medizinstudent, Papa, (ehemaliger) Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer großen Intensivstation sowie leidenschaftlicher Blogger und Jogger.

3 Kommentare

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  • Dein blog ist echt super. Ich bin mittlerweile seit 24 Jahren in der Pflege beschäftigt. Ich liebe meinen Beruf und möchte nichts anderes mehr machen.
    Deine Beschreibungen sind echt gut und sachlich. Probleme die tatsächlich immer wieder auftreten. Bin schwer begeistert und werde deinen blog weiterlesen. Echt toll.

  • Sag mal… Da ich in sehr naher Zukunft knapp 40 Stunden (mehr oder weniger) am Stück in einem Reisebus verbringen werde: ist es eigentlich sinnvoll, sich vorher ein Aspirin einzuschmeißen? Oder sollte ich das besser lassen? *dumm frag*
    Klar verbring ich die Pausen nicht sitzend, sondern spazier über die Parkplätze und Raststätten (und forder natürlich auch meine jugendlichen Mitreisenden dazu auf), aber trotzdem ist es eine seeehr lange Busreise mit vergleichsweise wenig Pausen (das gesetzlich vorgeschriebene Minimum bei zwei sich abwechselnden Busfahrern).

    Was kann ich denn noch Sinnvolles tun, um einer Thrombose vorzubeugen? Kompressionsstrümpfe besitze ich nicht (verdammt, ich hätte im Krankenhaus welche schnorren können!), und Heparin hätte ich auch nicht zur Hand *g*