Pflege

Akademische (Weiter)Bildung in der Pflege

Ich bin letztens über die Fernunterrichtstatistik des vergangenen Jahres gestolpert. Kurz und knapp besagt sie, dass sich im Jahr 2013 so viele Menschen wie noch nie für ein akademisches Fernstudium entschieden haben. Aber man muss ja gar nicht unbedingt auf Bachelor oder Master studieren, auch bei den nicht-akademischen Fernlehrgängen gibt es immer größere Anmeldezahlen.

Das Thema hat mich neugierig gemacht und ich habe etwas weiter recherchiert. Eine Masterarbeit an der Hochschule Neubrandenburg hat zum Beispiel herausgefunden, dass 91,9% der Befragten (Beschäftigte in der Pflege) sich innerhalb von zwei Jahren weitergebildet hat. Einer der Hauptgründe für diese „Weiterbildungswilligkeit“ ist der Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung bzw. beruflicher Entfaltung (sagen 64% der Befragten).

(Weiter)Bildung ist also wichtig. Das ist natürlich jetzt primär keine ganz neue Erkenntnis, aber welche Möglichkeiten haben denn Beschäftigte in der Pflege, sich weiterzubilden? Ich habe mich mal mit den akademischen Optionen beschäftigt und die drei Studienmöglichkeiten zusammengestellt.

Das Studium als Karriereleiter?

Ein akademischer Abschluss wird oft als Allheilmittel gesehen, um auf der Karriereleiter aufzusteigen oder in einem anderen Bereich Fuß zu fassen. Das stimmt nicht immer und uneingeschränkt, dennoch kann man festhalten, dass ein Bachelor- oder sogar Masterabschluss einige neue Möglichkeiten eröffnet. Das sieht man z.B. an der Studie, die das Bayrische Wissenschaftsministerium im Jahr 2003 hat durchführen lassen.

Eine sehr interessante Grafik beschäftigt sich mit der Frage „Job vor dem Studium im Vergleich zu Job nach dem Studium“. Vor der Aufnahme eines Pflegestudiums waren die Befragten vor allem im Krankenhaus, Altenheim oder der ambulanten Pflege beschäftigt. Nach dem Studienabschluss haben sich dann viele neue Berufsmöglichkeiten ergeben. Seht selbst:

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Es fällt auf, dass die Einsatzgebiete und Berufe nach einem Pflegestudium viel weiter gefächert sind, als vorher und sich berufliche Chancen ergeben, wo vorher gar keine Wahl bestand.

Es gibt drei Möglichkeiten, Pflege zu studieren

Egal, wie alt man ist oder wie lange man schon in der Pflege arbeitet, es gibt für jeden eine passende Studienvariante. Ich arbeite mich mal von jung nach „alt“ durch:

1.) Direkt nach der Schule: Duales Studiumduales-studium-pflege

Ein duales Studium heißt deshalb so, weil es eine Ausbildung mit einem Studium verbinden. Man fährt also zweigleisig – „dual“. Eine oft genutzte Variante ist z.B., erst mit der Pflege-Ausbildung anzufangen, dann nach 1 Jahr für 2 Jahre Studium und Ausbildung parallel zu haben und dann nach dem Pflege-Examen nochmal 1-2 Semester zu studieren. Bei einer anderen Variante wechseln sich Ausbildungs- und Studienphasen im Drei-Monats-Rhytmus ab.

In Deutschland gibt es mehr als ein Dutzend dualer Pflege-Studiengänge und die Zahl wächst.

2.) Nach der Ausbildung: Vollzeitstudiumvollzeitstudium-pflege

Wer schon eine Ausbildung durchläuft und sich erst dann entscheidet, nochmal eine akademische Qualifikation obendrauf zu setzen, der kann nach erfolgreichem Examen und 1-2 Jahren Berufserfahrungen ein Vollzeitstudium beginnen. Das bedeutet, man ist von Hauptberuf Student und besucht dementsprechend (eigentlich) jeden Tag Vorlesungen an der Uni oder FH. Als Vollzeitstudent darf man nicht mehr als 20h pro Woche nebenbei arbeiten.

3.) Während oder nach der Ausbildung: Berufsbegleitendes Studiumberufsbegleitendes-studium-pflege

Eine sehr oft genutzte Möglichkeit ist das berufsbegleitende Studium. Es gibt in der Pflege zahlreiche Varianten, vom Fernstudium (man lernt alleine abends und am Wochenende) über das Abendstudium (man studiert abends und am Wochenende in Studiengruppen an einer Hochschule) bis zum Teilzeitstudium (man arbeitet z.B. 50% und hat mehrere Wochen pro Semester Bockvorlesungen).

Es ist wichtig, sich genau über den Studienablauf zu informieren, denn die Zahl der Präsenztage an der jeweiligen Hochschule oder die Regelstudienzeit und Kosten variieren teilweise deutlich.

Die wichtigsten Eigenschaften im Überblick:

Dual Vollzeit Berufsbegleitend
Voraus-setzung Ausbildungsvertrag mit Arbeitgeber, der mit der Hochschule kooperiert (meist) abgeschlossene Ausbildung, evtl. 1-2 Jahre Berufserfahrung Teilweise abgeschlossene oder laufende Ausbildung, teilweise keine besondere Voraussetzung
Start/ Fristen Studium zum Wintersemester, Bewerbungsfrist für Ausbildung oft schon im Januar/ Februar Teilweise Sommer- und Wintersemester, Bewerbungsfrist je ca. 2 Monate vorher Teilweise Start jederzeit möglich, teilweise 2-3x pro Jahr. Bewerbungsfristen sehr unterschiedlich
Dauer 3-4 Jahre 3 Jahre 4-6 Jahre
Vorteile Ausbildung & Studium gleichzeitig, also 2 Abschlüsse. Zudem direkte Verbindung Theorie & Praxis Zeit für evtl. Neuorientierung, Weiterqualifikation nach Ausbildung Weiterhin Gehalt verdienen, trotzdem eine akademische Qualifikation erreichen
Nachteile Nicht für jeden geeignet, kann sehr stressig sein. Zudem wird Stoff teilweise oberflächlicher vermittelt (Zeitweise) Ausscheiden aus Berufsleben, Studienfinanzierung evtl. schwierig Große Doppelbelastung, wenig Freizeit, viel Selbstmotivation nötig
Weitere Infos? hier hier hier

Und jetzt eure Meinung?!

Was sagt ihr zu einem Studium in der Pflege? Sinnvoll? Nicht sinnvoll? Ich würde mich über Erfahrungsberichte freuen, falls ihr studiert habt oder auch Gründe, warum ein Pflegestudium für euch nicht in Frage kommt.

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2 Kommentare

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  • Ich habe selber ein Fernstudium in Pflegemanagement absolviert. Mein Hauptmotivation lag ganz klar im Bereich der persönlichen Entwicklung. Das ist auch heute immer noch Hauptantrieb für mich, wenn ich etwas neues lerne.
    Motivation für mich war zu keinem Zeitpunkt, aus der klassischen Pflege auszusteigen. Dazu habe ich meine Arbeit viel zu gerne gemacht!
    Auf jeden Fall war dies eine der besten Entscheidungen in meinem beruflichen Leben.
    Das Studium habe ich berufsbegleitend neben meiner Arbeit in einer ZNA absolviert. Der Schichtdienst hat in meinen Augen das Studium erleichtert, da ich dadurch häufig Zeit zum lernen hatte, wenn der Rest der Familie arbeiten bzw. in der Schule war. Ein Fernstudium benötigt allerdings auch ein hohes Maß an Selbstorganisation.
    Grundsätzlich sehe ich in jeder Fort- und Weiterbildung eine Chance, sich beruflich weiterzuentwickeln. Und da ich mich natürlich immer mehr qualifiziere, überrascht mich das Ergebnis der „Streuung“ der Berufsfelder auch nicht sonderlich.
    Gruß
    Philipp

  • Ich bin ganz klar für eine Akademisierung in der Pflege. Zum einen liegt es wahrscheinlich daran, dass ich selbst studiere, andererseits sind Fortschritte immer notwendig um effektiv und effizient Leistungen zu erzielen.
    Der Berufsstand der Pflege muss sich verändern und das nicht nur in Bezug auf die Akademisierung, auch eine Pflegekammer ist da unabdingbar! Vielleicht hängt ja beides irgendwie zusammen.

    Ich habe erst dual studiert und befinde mich jetzt in einem Vollzeitstudium (berufsbegleitend) kurz vor der Bachelorthesis. Wie mein Vorredner schon geschrieben hat ist Organisation alles, besonders in Bezug auf das Zeitmanagement. Neben den normalen Nachteilen (und auch Vorteilen) des Schichtdienstes leidet auch die restliche Zeit des Tages darunter. Aber auch ein Studium ist irgendwann vorbei und die Mühe lohnt sich irgendwann.