Pflege

Der Kampf mit den Krampfadern

Back to the roots – da dies ja im Grunde ein Pflege-Blog ist, sollte es doch mal an der Zeit sein, dass es mal wieder einen Beitrag bezüglich Pflege gibt, oder? Also hier ist er:

Primär geht es jetzt um die Pflege von Patienten mit Gefäßerkrankungen und zwar im speziellen um die Pflege von Patienten mit Varikosis und der damit verbunden notwendig werdenden chirurgischen Varizenentfernung.

Zur Begriffserklärung: Varizen sind die sogenannten Krampfadern und Varikosis das Krampfaderleiden, bei dem sich ausgedehnte Varizen an den Beinen gebildet haben.

Am einfachsten mach ich es mal an einem Fall deutlich:

Patient ist 45 Jahre alt und sein Beruf verlangt, dass er seine Tätigkeiten stehend ausführt. Seit 11 Jahren hat der Patient Probleme mit Krampfadern und der Hausarzt empfiehlt ihm nun zur Varizen-OP.

Gestern wurde nun die OP durchgeführt und zwar Stripping der Vena saphena magna am linken Bein. Unter der OP hat unser Patient RR-Schwankungen und Arrhythmien entwickelt.

Wie sieht die operative (chirurgische) Varizen-Entfernung aus?

Beim Stripping der Vena saphena magna wird diese an ihrer Einmündung in die Vena femoralis unterbunden und distal den varikös veränderten Venensegment. Dann wird eine Sonde (Babcock-Sonde) proximal in die Vene eingeführt, bis nach distal durchgeschoben und dann mitsamt der Vene wieder nach proximal zurückgezogen.

Welche pflegerischen Maßnahmen sind nun prae- und post-operativ notwendig?

Prae-operativ:

  • Rasur des OP-Gebiets
    • Verminderung der Infektionsgefahr
  • Körperreinigung vor Anzeichnung des Venenverlaufs durch den Chirurgen
    • Verminderung der Infektionsgefahr sowie reibungsloser OP-Ablauf
  • Thromboseprophylaxe am rechten Bein z.B. durch MT-Strumpf oder Kompressionsverband (je nach AO)
    • Verminderung der Thrombosegefahr
  • Patienteninformation und -beratung
    • Patient ist informiert über Mobilisationstechniken und Atemübungen für einen reibungslosen post-OP-Ablauf

Post-operativ:

  • Vitalzeichenkontrolle
    • Narkose, instabile Herz-Kreislauf-Lage unter der OP und wegen der OP selbst
  • Verbandskontrolle
    • Nachblutungen und ggf. zu starke Kompression, Durchblutungsstörungen
  • Lagerung – das operierte Bein wird leicht hochgelagert
    • Unterstützung des venösen Rückflusses
  • Mobilisation noch am OP-Tag
    • Senkung des Thromboserisikos
  • Obstipationsprophylaxe
    • damit der venöse Rückfluss im Becken nicht durch Stuhlverstopfungen behindert wird
  • Verbandwechsel am 2.-3. post-OP-Tag
    • zwischen dem 8. und 11. post-operativen Tag werden die Fäden gezogen

Potentielle Pflegeprobleme könnten zum einmal die erhöhte Thrombosegefahr auf Grund der OP und der damit verbunden erhöhten Gerinnungsneigung und der eingeschränkten Mobilität sein. Zum anderen die Pneumoniegefahr durch die eingeschränkte Mobilität.

Tipps und Ideen für unseren Patienten, damit die Varikosis nicht weiter voranschreitet:

  • Umstellung im Beruf: keine schweren Lasten tragen und langes Stehen meiden
  • Kompression der Beine mit Kompressionsstrümpfen
    • Kompressionsstrümpfen müssen immer individuell angepasst werden und wirken nur, wenn sie auch richtig passen. Kompressionsstrümpfe sollen tagsüber getragen werden und können zur Nacht abgelegt werden
  • Merken der S-L-Regel: Stehen/Sitzen ist schlecht; Laufen/Liegen ist gut
  • ggf. Anpassung der Ernährung zur Gewichtsreduktion und meiden von Nikotin

Über den Autor

Matthias

Medizinstudent, Papa, (ehemaliger) Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer großen Intensivstation sowie leidenschaftlicher Blogger und Jogger.

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