Die Hyperkaliämie ist im klinischen Alltag keine Seltenheit. Aber beginnen wir doch mit einem Beispiel:
64 jährige Patientin kommt in die Notaufnahme, da sie intermittierend leichte Brustschmerzen verspürte und sich insgesamt eher müder als gewöhnlich fühlte. Bei der Aufnahmeuntersuchung wird ein Blutdruck von 105/65 mmHg und eine Herzfrequenz von 56 Schlägen gemessen. Die Blutuntersuchung gibt keine Hinweise auf ein akutes ischämisches kardiales Ereignis, jedoch sind die Retentionsparameter (Harnstoff und Kreatinin) erhöht und es zeigt sich ein erhöhtes Kalium von 6,4 mmol/L. Im EKG zeigte sich zudem eine schwach abgeflachte, verlängerte P-Welle sowie eine hohe T-Welle.
Die Patientin wurde zur Überwachung auf die interdisziplinäre Intensivstation aufgenommen und es wurde umgehend mit einer Hämodialyse begonnen.
Zeichen und Symptome der Hyperkaliämie:
- Bradykardie
- leichter Brustschmerz
- Herzrasen
- Angstgefühl
- Müdigkeit, Abgeschlagenheit
- Taubheitsgefühle, Kribbeln
- Hypotonie
- Übelkeit, Erbrechen
- EKG-Veränderungen wie abgeflachte P-Welle, erhöhte T-Welle, Rhythmusstörungen
Insgesamt sind die Symptome jedoch recht unspezifisch.
Ursachen für eine Hyperkaliämie:
- Niereninsuffizienz
- Diuretika-Einnahme wie Spironolactone
- metabolische Azidose
- innere Blutungen
- schnelle Infusion von Kalium
- hohe Salz-Einnahme
- Morbus Addison
Diagnose und Therapie:
Kalium ist ähnlich wie Natrium ein Elektrolyt und notwendig für die Zellfunktion z.B. im Herzen. Wichtig ist jedoch das Gleichgewicht – zu viel oder zu wenig Kalium hat ernste Konsequenzen.
Wird eine Hyperkaliämie erkannt, so sollte sie schnellstmöglich behandelt werden, da sie zu lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen und zum plötzlichen Herzstillstand führen kann. Aufgrund dessen gehört das EKG-Monitoring mit zur Therapie.
Zur Diagnosestellung wird der Blutbefund genommen. Eine normaler Kaliumwert wäre zwischen 3,5 – 5 mmol/L, liegt der Wert also über 5 mmol/L so spricht man von einer Hyperkaliämie. Zur Sicherstellung sollte man jedoch immer zwei Blutentnahmen machen, da es auch durch zu langes Stauen, zu feine Kanülen bei der Blutentnahme oder zu langes Liegen der Blutprobe vor der Messung zu falsch erhöhten Werten kommen kann (Hämolyse).
Die Behandlung der Hyperkaliämie sieht dann wie folgt aus:
Stabilisierung der Rhythmusstörungen:
- Calciumgabe – als Antagonist zum Kalium und zur Stabilisierung des Schwellenpotentials im Myokard
Reduzierung des extrazellulären Kaliums
- Insulin-Glucose-Lösung – Verschiebung des Kaliums von extrazellulär nach intrazellulär
- Natrium-Bikarbonat bei vorliegender Azidose – Anregung der Natrium-Kalium-ATPase
- ß-Sympatikometikum z.B. Salbutamol
Eliminierung des Kaliums aus dem Körper
- Resonium A als Kationenaustauschharz – Kalium wird zur Natrium
- Lasix/Furosemid – um verstärkt Kalium über die Diurese auszuscheiden
- Hämodialyse/Hämofiltration – wirksamste und schnellste Methode um Kalium aus dem Körper zu eliminieren
Pflegerische Aufgabe bei der Hyperkaliämie im Setting der Intensivstation:
- Patientenbeobachtung inklusive EKG-Veränderungen
- Medikamentengabe
- Überwachung der Laborparameter
- ggf. Durchführung der Hämodialyse/Hämofiltration
Ich freue mich auf Ergänzungen und Anregungen.
Hallo Herr Pfleger,
wie sieht es aus mit dem Durchbewegen von intensivpflichtigen Patienten mit einer Hyperkaliämie.
Patienten, welche – aufgrund einer Niereninsuff., … – an einen höheren Kaliumspiegel adaptiert sind sollen hier nicht der Problemfall sein, sondern eine plötzlich auftretende Hyperkaliämie a.e. im Rahmen eines Multiorganversagens.
Ist das Durchbewegen (betten und Wäschewechsel müssen ja sein) dann nicht kontraindiziert, da ein Bewegen ja zum Zelltod führen kann, somit wieder erneut Kalium freigesetzt wird und der Kaliumspiegel nochmal steigt?
Diese Frage stellte mir meine Lehrerin in der Fachweiterbildung.
Vielleicht haben Sie eine Antwort für mich?
Meine Kollegen – und auch ich – waren alle der Meinung, dass die Bewegungen welche wir mit dem Patienten machen i. O. sind – des weiteren war der Kaliumspiegel meines Patienten bei 6,9 mmol/l .
Herzlichen Dank
Miri
Ich bin auch der Meinung, dass das Durchbewegen nicht zu einer Erhöhung des Kaliumspiegels führt.
Bricanyl s.c. senkt ebenfalls den Kaliumspiegel, in Notfallsituation sogar möglich i.v. zu verabreichen.
Schon mal im Klinik- oder Rettungsdienstalltag verwendet?
Bricanyl ist genauso wie Salbutamol ein B2 Sympathikomimetikum, deshalb wirkt es genauso … Aber ich würde immer die Inhalation bevorzugen …