Pflege

Die Pneumonie / Lungenentzündung

Typische Thorax-Röntgen-Aufnahme bei Pneumonie
Die Pneumonie gehört zu den infektiösen Lungenerkrankungen und ist in der EU die häufigste tödlich endenden Infektionserkrankung. Dieser Artikel behandelt das Krankheitsbild Pneumonie und die Pflege bei Pneumonie.

Einleitung:

Die Pneumonie gehört zu den infektiösen Lungenerkrankungen und ist in der EU die häufigste tödlich endenden Infektionserkrankung.

Unter den nosokominalen Infektionen ist die Pneumonie mit 70% vertreten, wodurch sie gerade im Krankenhausalltag einen hohen Stellenwert einnimmt.

Somit verwundert es auch nicht, dass die Pneumonieprophylaxe fast immer einen festen Platz in der Pflegeplanung hat.

Definition:

Kurz und knackig:

Akute oder chronische Entzündung des Lungengewebes.

Weitere Möglichkeit:

Pneumonien sind akut oder chronisch verlaufende Entzündungen der Lunge mit vorwiegendem Befall des Alveolarraumes (alveoläre Pneumonie) oder des Interstitiums (interstitielle Pneumonie).

 

Formen/Einteilung und Erreger:

Die Einteilung der Pneumonie ist etwas kompliziert. Es gibt unterschiedliche Kriterien, nach denen man sie einteilen kann.

  1. klassische Einteilung nach Morphologie:
    1. Lobär(Lappen-)pneumonie oder auch alveoläre Pneumonie meist mit dem typischen Erreger Streptococcus pneumoniae und einem typischen Verlauf (s.u.).
    2. Bronchopneumonie oder auch Herdpneumonie meist auf Grund einer akuten oder chronischen Bronchitis (ggf. Exazerbation) durch unterschiedliche Erreger wie Pneumokokken, Streptokokken oder Staphylokokken. Dies ist die häufigste Pneumonieform.
    3. Interstitielle Pneumonie, meist virale Pneumonie.
  2. Einteilung nach der Ätiologie:
    1. Primäre Pneumonie ist die Erkrankung bei einem zuvor gesunden Menschen.
    2. Sekundäre Pneumonie, bei der sich die Pneumonie auf Grund einer anderen Grunderkrankung wie z.B. chronische Bronchitis, COPD, Herzinsuffizienz entwickelt hat.
    3. ambulant erworbene Pneumonie / Community Acquired Pneumonia (CAP), meist ausgelöst durch Pneumokokken, Staphylokokken oder Haemophilus influenza. Ist die CAP so heftig, dass der Patient intensiv-pflichtig wird, so liegt in bis zu 50% eine Infektion mit Legionellen vor.
    4. nosokomiale (im Krankenhaus erworbene) Pneumonie – im Vordergrund stehen hier die gramnegativen Keime wie der Staphylokokkos aureus, Pseudomonaden oder auch Enterobakterien und Anaerobia. Immer bedeutender und besorgniserregender werden hier die multiresistenten Erreger (MRSA,VRE).

Klinik und Verlauf:

Die Klinik oder der Verlauf der Erkrankung sind wie immer von vielen Faktoren und Komorbititäten abhängig.

Der klassische Verlauf eines immunkompetenten Patienten sieht in der Regel wie folgt aus:

  • Akuter Beginn mit Fieber um 39°-40°C, Schüttelfrost, Atemnot, Tachypnoe und Tachykardie.
  • Anschoppung: Am ersten Tag starker Hustenreiz mit wässrigem Auswurf.
  • Rote Hepatisierung: während dem 2.-3. Tag wird rostbraunes Sputum produziert, die Alveolen werden von fibrinreichem Exsudat ausgefüllt
  • Grau-gelbe Hepatisierung (4.-8. Tag): bei einem Röntgen-Thorax sieht man nun dichte, scharf begrenzte großflächige Verschattungen und es kommt zu einem verstärkten Leukozyteneinstrom.
  • Lyse (7.-11. Tag): Es kommt nun zur Lösung des Exsudats in der Lunge mit purulentem Auswurf und plötzlicher Entfieberung.

Die anschließende Rekonvaleszensphase dauert meist 4-12 Wochen, in der es zur Resorption des fibrinösen Exsudats kommt.

Der Verlauf bei der lobulären Pneumonie also der Herdpneumonie ist nicht so akut, sondern beginnt mit Husten und schleimig-eitrigem Auswurf und einem langsamen Temperaturanstieg bis zu 39°-41°C Fieber.

Diagnose:

Der Weg zur Diagnose stellt sich wie folgt dar:

  • Anamnese
  • Physikalische Untersuchung
  • Röntgen-Thorax
  • Labor (gestiegenes CRP, erhöhte BSG, Leukozytose, Lymphopenie)
  • BGA
  • Erregernachweis: Sputum, Bronchialsekret oder Bronchoskopiematerial (BAL)
  • Blutkulturen

Therapie:

Die Therapie unterteilt sich in zwei Bereiche:

  1. Allgemeine Maßnahmen, welche sich auf die Symptome beziehen:
    • ggf. Bettruhe
    • ausreichend Flüssigkeit
    • Inhalation, Mykolytika, Atemgymnastik
    • ggf. Sauerstoffgabe
    • Thromboembolieprophylaxe
    • Physikalische Fiebersenkung und/oder Antipyretika
  2. Antibiotische Therapie: Initial wird die Antibiose blind gewählt und sobald der Erreger bekannt ist, wird gezielt antibiotisch behandelt.

Handelt es sich um einen schweren Verlauf einer Pneumonie kann die nasale Sauerstoffgabe manchmal nicht ausreichen. Kommt es dann zur atemmuskulären Erschöpfung des Patienten, so ist ggf. eine NIV-CPAP-Beatmung oder die Intubation notwendig.

Komplikationen:

Durch kontinuierliche oder hämatogene Keimverschleppung können folgende Komplikationen auftreten:

  • septische Streuung > septischer Schock
  • Pleuritis > Pleuraerguß / Pleuraempyem
  • Abszessbildung
  • Otitis media
  • Meningitis

Bei einem schweren Verlauf kann es zur respiratorischen Insuffizienz, zu Herz-Kreislaufversagen oder zur Verschlechterung einer bestehenden Herzinsuffizienz kommen.

Rezidivbildung oder die Chronifizierung der Lungenentzündung sind auch möglich.

Jedoch auch an Komplikationen durch die Exsikkose muss gedacht werden, insbesondere die Thromboembolie oder das akute Nierenversagen.

Pflege bei Pneumonie:

Normalstation:

Auf der Normalstation sollte sich die Pflege auf folgende Punkte bei der Pflege des pneumonie-erkrankten Patienten konzentrieren, um frühzeitig eine Verschlimmerung der Symptomatik zu bemerken und um weitere Komplikationen verhindern zu können:

Vitalzeichenkontrolle, Patientenbeobachtung und Dokumentation von:

  • Atmung und Sputum
  • Puls, Blutdruck, Körpertemperatur, Aussscheidung (Bilanzierung)
  • Allgemeinzustand, Bewusstseinszustand, Mobilität, Appetit

Gegebenenfalls Verabreichung von Medikamenten zur Infektsanierung (Antibiose), Sekretlösung (Sekretolytika), zur Fiebersenkung (Antipyretika), Schmerzstillung (Analgetika) und Hustenstillung (Antitussiva). Jeweils nach ärztlicher Anordnung.

Um den Patienten bei seiner Genesung zu unterstützen, können folgende Pflegeziele gesetzt werden:

  • Der Patient zeigt eine verbesserte Ventilation durch Förderung der Lungenbelüftung
  • Der Patient hat freie Atemwege und eine verminderte Sekretansammlung durch gezielte Sekretlösung und -entleerung

Maßnahmen, die die Atmung unterstützen:

  • Verbesserung der Lungenbelüftung:
    • Mobilisation
    • Einsatz von Hilfsmittel wie den Triflow
    • Atemunterstützende Lagerungen wie Oberkörperhochlagerung, Herzbett oder auch A- oder T-Lagerungen
    • Kontaktatmung
    • Atemstimulierende Einreibung
  • Verhinderung der Sekretanschoppung:
    • Unterstützung beim Abhusten
    • Einreibung mit Präparaten mit ätherischen Ölen
    • Vibration
    • Perkussion
    • Lagerungsdrainagen
  • Sekretlösung:
    • Inhalation
    • Atemluftbefeuchtung
  • Sonstige Maßnahmen:
    • Sauerstoffgabe
    • Aspirationsprophylaxe
    • orales oder endotracheales Absaugen

Intensivstation:

Auf der Intensivstation gelten die gleichen Punkte wie auf der Normalstation, wobei hier das Monitoring und die Patientenbeobachtung kontinuierlicher abläuft.

Handelt es sich um einen nichtbeatmeten Patienten, so kann es abhängig von dem Schweregrad der Erkrankung positiv sein, wenn dieser Patient intermittierend NIV-CPAP beatmet wird.

Allgemein sollte dabei jedoch immer Intubationsbereitschaft bestehen, da es zügig zur atemmuskulären Erschöpfung oder zur ausgeprägten respiratorischen Insuffizienz kommen kann.

Über den Autor

Matthias

Medizinstudent, Papa, (ehemaliger) Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer großen Intensivstation sowie leidenschaftlicher Blogger und Jogger.

1 Kommentar

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  • Hallo Matthias,

    Schön, das Du diesen Blog mit all deinen Beiträgen angelegt hast. Ich kucke immer mal wieder gerne rein und lese mich etwas schlauer.
    Bei Dir finde ich oft Kleine und Große hilfe, wenn die Ausbildung mal richtig nervt.

    Vielen Lieben Dank, Steffi