Vorgestellt wurde das Gigaset ME Pro im Herbst 2015 im Rahmen der IFA in Berlin in Begleitung zwei weiterer Modelle der Gigaset ME-Reihe. Während das Gigaset ME Pure erst seit Anfang Juni erhältlich ist, ist das Pro-Modell bereits seit Mitte Februar diesen Jahres im Handel.
Die Features und technischen Daten des Gigaset ME Pro lesen sich auf dem Papier hervorragend, doch wie schlägt es sich im Alltag? Ich habe es ausprobiert.
Lieferumfang
- Gigaset ME Pro Smartphone
- Kopfhörer
- Fast Charger
- USB 3.0 USB Typ-C Kabel
Erster Eindruck
Durchweg positiv überzeugt hat mich das Design und die Verarbeitung des Gigaset ME Pro, auch wenn das Design sehr an das eines iPhones erinnert. Aber dieser Umstand ist meines Erachtens kein Nachteil. Vorder- und Rückseite bestehen aus 2,5-D Gorilla-Glas, wobei die Vorderseite völlig glatt ist und keine Öffnungen für Lautsprecher bzw. Mikrofone hat. Umrandet wird das Smartphone von einem Edelstahlrahmen, in welchem sich auf der Oberseite die Öffnung für die Kopfhörer, ein Infrarot-Sender sowie ein Mikrofon befinden. Auf der rechten Seite findet sich der Ein/Aus-Knopf und die Lautstärke-Tasten sind im linken Rand eingebettet. Auf der Unterseite finden sich zweimal fünf kleine Löcher, die den Ausgang für den Lautsprecher darstellen. Mittig platziert ist die USB Typ C-Buchse für das Ladekabel.
Erstaunt hat mich das vergleichsweise hohe Gewicht des Smartphones, welches mit 195 g von Gigaset angegeben wird. Damit ist es das schwerste Handy, welches ich seit langem in den Händen hatte. Das hier vorgestellte Wiko Fever mit 5,2 Zoll Display kommt auf 143 g und mein im Alltag genutztes iPhone 6 mit 4,7 Zoll Display auf 129 g. Das höhere Gewicht des Smartphones von Gigaset ist natürlich dem größeren Display mit 5,5 Zoll, dem großen Akku mit 4000mAh und der Designentscheidung auf der Vorder- und Rückseite Glas zu verbauen geschuldet.
Neben dem relativ hohen Gewicht ist mir bei der Erstverwendung noch aufgefallen, dass das Gerät durch die glatten Oberflächen vom Glas und den Edelstahlrahmen nicht sehr griffig ist und eher leicht aus der Hand rutscht. Somit klare Empfehlung das Gerät mit einem griffigeren Case zu verwenden.
Zum Entsperren des Gerätes befindet sich auf der Rückseite ein Fingerabdrucksensor, der in meinem Test sehr gut funktionierte, sich nur ein klein wenig zu viel Zeit zur Erkennung des Abdrucks ließ. Ein klein wenig mehr Geschwindigkeit wäre wünschenswert. Die Position des Sensors ist gut gewählt, da zumindest mein Zeigefinger eh dort oft seine Halteposition hat.
Display
Der Display mit einer Größe von 5,5 Zoll ist angenehm groß und scharf. Verbaut ist ein Display mit IPS-Technologie, welches eine FullHD-Auflösung mit 1080 x 1920 Pixeln bietet. Bei einer Pixeldichte (PPI = Pixel per Inch) von 401 sieht man bei einer natürlichen Entfernung zum Auge keine einzelnen Pixel mehr, was zum Glück mittlerweile Standart bei den meisten Smartphones ist.
Gefühlt hat mich das Display aber nicht wirklich umgehauen, wobei ich nicht erklären kann, wieso. Bei meinem letzten Review eines Android-Smartphones, dem Wiko Fever, war es gerade der Display, der mich fasziniert hat. Wobei der Display des Gigaset ME Pro definitiv nicht schlecht ist, nur hat er mich nicht spontan begeistert.
Kamera
Die Daten der Hauptkamera mit 20 Megapixel und einer Blende von f/2.2 hören sich sehr gut an und Gigaset bewirbt den Autofokus als SLR-level Autofokus. Verbaut ist ein Sensor von Sony sowie eine optische Bildstabilisierung.
Ich hatte mir mehr erhofft: bei ausreichend Licht sind die Bilder gut und kontrastreich. Sind die Lichtverhältnisse auch nur leicht schwieriger, verblassen bzw. verschwimmen die Farben und Details gehen deutlich verloren.
Hat man in den Einstellung „HDR“-Aufnahmen aktiviert, muss man beim Fotos schießen Zeit mitbringen, da hier das Gigaset ME Pro nach jedem Foto ca. 1 Sekunde Zeit braucht, bis es für das nächste Foto bereit ist.Zudem ist die Kamera-UI teilweise langsam bzw. hängt. So hatte ich mehrmals Probleme den Slider für die Optionen „Snapshot“, „Panorama“ und „Schönheit“ zu aktivieren.
Videoaufnahmen sind mit einer maximalen Auflösung von bis zu 2K möglich.
Die Frontkamera hat eine Auflösung von 8 Megapixel und eine Blende von f/2.0. Für den Selfie-Anwendungsfall völlig ausreichend. Gut gelöst finde ich hier, dass man auch den Fingerabdruck-Sensor als Auslöser für die Kamera verwenden kann.
Software und Performance
Leider ist das Gigaset ME Pro nur mit Android Lollipop ausgestattet. Es steht zwar das Statement von Gigaset, dass man Android Marshmallow noch nachliefern wird, jedoch gibt es bisher noch kein eindeutiges Datum, wann dies der Fall sein wird.
Die Gigaset UI wirkt aufgeräumt und ist farblich im Gigaset-Branding gehalten. Mir gefällt’s. Auf einen App-Drawer verzichtet Gigaset und so werden alle Apps auf dem Homescreen abgelegt. Wenn man etwas anderes wünscht, so bietet der Google Play Store ausreichend Alternativen.
Als Prozessor ist ein Quallcomm Snapdragon 810 Octa-Core mit einer 1,6 Ghz-Taktung verbaut und Gigaset hat dem Gigaset ME Pro 3 GB RAm spendiert.
Trotz der ausgesprochen guten Hardware holpert das System leider stellenweise, jedoch wirklich nur minimal z.B. bei einem Tap auf einen App-Ordner dauert es gefühlt eine Millisekunde zu lange, bis sich der Ordner öffnet. Wobei ich hier schon sehr eigen bin und dieser Umstand wahrscheinlich einem Durchschnitts-Benutzer nicht auffallen würde.
Akku
Der Akku hat mit 4.000 mAh eine ordentliche Kapazität, der wirklich lange hält. Bei einer Durchschnitts-Nutzung reicht es, wenn das Gerät nur jede zweite Nacht aufgeladen wird.
Zudem hat das Gigaset ME Pro die von Qualcomm entwickelte Quick-Charge-Technologie verbaut, wodurch das Smartphone über das USB Typ-C Ladekabel innerhalb von knapp 2 Stunden komplett aufgeladen werden kann. Genial! Vorteil von USB Typ-C ist, dass man das Kabel nicht verkehrt herum in den Anschluss stecken kann. Nochmal genial!
Sensoren und weitere Features
Das Gigaset ME Pro wartet noch mit einigen mehr Sensoren und Features auf.
UV-Messung
Über einen UV-Senor lässt sich die aktuelle UV-Strahlung messen. Dafür muss man den Sensor, der sich neben der Kamera befindet, für die Messung in Richtung Sonne halten. Der Wert wird dann auf einer Skala von „sehr schwach“ bis „sehr stark“ dargestellt. Ob man solch einen Sensor wirklich in seinem Smartphone verbaut haben muss bezweifele ich stark. Ein Gimmick, welches vom User vielleicht ein-, zweimal genutzt wird. Für mich Spielerei, zumal die Messung sehr starken Schwankungen und Messunsicherheiten unterworfen ist und das Ergebnis nicht weiter kommentiert bzw. interpretiert wird.
Infrarot-Fernbedienung
Dank eines eingebauten Infrarot-Senders kann das Gigaset ME Pro auch als Infrarot-Fernbedienung agieren und zur Multifunktions-Fernbedienung werden.
In meinem Test war es kein Problem unseren Fernseher mit der Remote-App zu steuern. Nur die Auswahl von Hersteller und Gerät war nötig und schon konnte ich alle Funktionen der Fernbedienung unseres Sony Bravia vom Smartphone aus steuern.
Wenn man wirklich viele Fernbedienungen hat, mag dieses Feature nett sein. Ich persönlich würde es nicht nutzen, da mir das Öffnen der App, etc. zu lange dauern würde und ich dann eher doch zur klassischen Fernbedienung greife mit physischen Knöpfen.
Pulsmessung
Durch einen eigenständigen Sensor lässt sich bequem der aktuelle periphere Puls messen. Andere Smartphones/Apps verwenden manchmal die Kamera um das Ergebnis zu ermitteln, wobei es dort jedoch häufiger zu Abbrüchen bei der Messung kommt. Nicht so beim ME Pro, hier funktioniert die Messung komplikationslos.
Als Feature ganz nett, jedoch stellt sich mir auch hier wieder die Frage nach der Alltagsanwendung. Möchte man ersthaft seinen Gesundheitszustand tracken, so würde ich eher zu eigenständigen Geräten raten, die genau für diesen Zweck konzipiert wurde.
Schrittmessung
Ein eingebauter Schrittzähler gibt Auskunft über die zurückgelegten Schritte. Zwingend notwendig ist dabei natürlich, dass man das Handy bei allen zurückgelegten Strecken auch in der Hosentasche hatte.
Dual SIM bzw. Speichererweiterung mit Micro-SD
Beim Gigaset ME Pro hat man die Wahl, ob man entweder zwei SIM-Karten verwenden möchte und somit zum Beispiel private und geschäftliche Telefonate mit einem Gerät abzudecken.
Oder man kann den interne Speicher von 32 GB optional mit einer MicroSD Karte von bis zu 128 GB Speicher erweitern. Die Karte findet dann im Dual SIM-Karten Slot Platz. Besonders interessant wird diese Möglichkeit, sobald das ME Pro auf Android Marshmallow geupdatet wird und man den erweiterten Speicher auch für die Installation von Apps nutzen kann.
Fazit
Das Gigaset ME Pro ist an sich ein sehr solides Smartphone mit einem ausgesprochen guten Design. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn die Software und deren Zusammenspiel mit der Hardware den gleichen Feinschliff erhalten hätte, wie das Design. Die Kamera fühlt sich zu langsam an und das UI holpert noch. Obwohl zum Zeitpunkt der Ankündigung bereits eine neue Android-Version verfügbar war, ist diese bis jetzt noch nicht auf den Gigaset-Geräten angekommen.
So schön das Design auch ist, sollte man dringend über die Verwendung einer Hülle nachdenken, da die Glasoberfläche so rutschig ist, dass sich das Gerät gerne selbstständig auf die Reise begibt und im ungünstigen Fall sogar gen Boden.
Die verbauten Sensoren sehen auf dem Datenblatt ganz nett aus, aber die Anwendung im Alltag dürfte eher nur sporadisch stattfinden. Ich würde mir wünschen, wenn Gigaset in der nächsten Generation der ME-Geräte keine Ressourcen in diese Richtung verschwenden würde und lieber ihr komplettes Technik-Knowhow in den Feinschliff der Kamera investiert oder in die Beschleunigung des Fingerabdrucksensors, da diese beiden Komponenten etliche Male am Tag genutzt werden bei einer normalen Smartphone-Nutzung. Zudem habe ich bei diesem sehr gut ausgestatteten Gerät einen NFC-Chip vermisst.
Mit den Geräten der ME-Serie ist Gigaset ein guter Start in den Smartphone-Markt gelungen, jedoch ist noch definitiv Luft nach oben vorhanden. Mit dem Pro-Modell erhält man ein wirklich schön anzusehendes Smartphone mit einer sehr guten Ausstattung, die jedoch teilweise im Detail Mängel aufweist. Diese sind jedoch nicht wirklich störend im Alltag und dank des großen Akkus und dem großen Bildschirm kann man viel Freude im Alltag mit dem Premium-Smartphone des deutschen Herstellers Gigaset haben.
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