Pflege

Die Thrombose-Spritze…

Im Folgenden werde ich erstmal vereinfacht darauf eingehen, was überhaupt eine Thrombose ist und welche Rolle die Spritze dabei spielt, dass es nicht zu einer Thrombose kommt.

„Herr Pfleger, Herr Pfleger!! Ist das jetzt die Thrombose-Spritze?“

Naja, es ist nicht die Thrombose-Spritze sondern die Anti-Thrombose-Spritze, wobei wir eigentlich schon beim Grund sind, warum überhaupt viele Patienten im Krankenhaus oftmals einmal täglich, wenn nicht sogar öfters mit dem kleinen Picks vorzugsweise in den Oberschenkel oder den Bauch „gequält“ werden: es geht nämlich um die Prävention einer Thrombose.

Bei einer Thrombose handelt es sich vereinfacht um die Bildung eines Blutpfropfes (Thrombus) innerhalb einer Vene – das Blut verklumpt und bleibt in einem der zum Herzen führenden Blutgefäße hängen. Oft passiert dies in einer der tieferen Beinvenen (Fachbegriff ist Phlebothrombose). Die Gefahr besteht nun, dass sich dieser Blutpfropfen lösen kann, sich auf den Weg zum Herzen macht und von dort zur Lunge befördert wird, wodurch dann dort das Risiko besteht, dass der Blutpfropfen eine der Arterien dort verstopfen könnte und die Lunge nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und es zu einem „Blutstau“ kommt (Lungenembolie), welcher oft tödlich endet.

Da wir ja das Feld von hinten aufrollen, kommen wir jetzt zu den Faktoren, die die Entstehung eines Thrombus/Blutpfropfens begünstigen:

  1. Verlangsamte Blutströmung
    • Immobilität
      Sie liegen ja nicht ohne Grund im Krankenhaus und gerade wegen diesem Grund werden sie auch die meiste Zeit im Bette liegen während ihres Krankenhausaufenthalts, jedoch führt dies zu einer Verlangsamung der Strömungsgeschwindigkeit des Blutes innerhalb der Gefäße, was wiederum die Verklumpung des Blutes begünstigt. (Muskelpumpe)
  2. Gefäßwandschädigung
    • traumatisch
      sprich durch eine Verletzung der Gefäßwand, sei es durch einen Unfall oder einer OP, etc…
    • degenerativ
      nicht jeder im Krankenhaus hat noch junge und dynamische Venen – manche mussten schon jahrelang Zucker, Cholesterin und weiteren bösen Mächten strotzen.
    • entzündlich
      nicht nur unsere Mandeln auch unsere Venen können sich entzünden und da eine Entzündung immer einen Funktionsverlust mit sich bringt, kann es dadurch zu einer Thrombenbildung kommen.
  3. Erhöhte Gerinnungsneigung bzw. Veränderung der Blutbeschaffenheit
    • Exsikkose
      das bedeutet das ihr Körper langsam austrocknet, es fehlt ihm an Flüssigkeit, das Blut wird dicker und dicker und schon ist es verklumpt!
    • Gerinnungsstörung
      manche Menschen haben eine angeborene Gerinnungsstörung, wodurch das Risiko einer Thrombose steigt.

So, damit hätten wir schonmal diese Faktoren geklärt! Vielleicht wird auch dadurch klar, warum sie als Patient nach OP so früh wie möglich aus dem Bett mobilisiert werden, wie es doch so schön heißt.

Doch der ganzen Mobilisation zum Trotz bekommen sie oft trotzdem die Spritze, aber nicht um sie nur zu ärgern, sondern um wirklich sicher zu gehen, dass Sie keine Thrombose bekommen.

Kommen wir aber jetzt zum Corpus delicti: der Anti-Thrombose-Spritze. Was ist das eigentlich und was passiert dadurch in meinem Körper und noch wichtiger, warum bekomme ich blaue Flecken davon?

Durch die subkutane Injektion, was nichts anderes heißt als „durch den kleinen Picks unter die Haut“ wird ihnen eine gewisse Menge des Wirkstoffes Heparin gespritzt. Jetzt wird es mal kurz kompliziert: Heparin ist ein Komplexbildner mit Antithrombin III und hemmt somit die Gerinnungskaskade und zwar ins Besondere die Umwandlung von Fibrinogen in Fibrin. Das müssen sie jetzt nicht verstanden haben, weil ich erkläre es jetzt nochmal einfacher: das Heparin verändert das Blut insofern, dass es schwieriger gerinnt sprich verklumpt und kein bzw. sich schwieriger ein Blutpfropfen bilden kann. Jedoch hat die ganze Geschichte auch einen Nachteil: die Blutungsgefahr steigt. Heparin verlängert die Zeit bis das Blut gerinnt, also dauert es unter Heparintherapie auch länger, bis eine entstandene Blutung wieder gestillt wird, da die natürliche Funktion des Körpers, eine Wunde mit einem Blutpfropfen zu stopfen, durch das Heparin inaktiviert bzw. gehemmt wird.
Und so lässt sich auch das gelegentliche Auftreten von blauen Flecken an der Stelle, an der gepickst wurde, erklären: durch die Spritze wird ja eine minimale Wunde gesetzt, aus der nun, wenn ein kleines Gefäß mit der Nadel getroffen wurde, Blut ins umliegende Gewebe fließt und einen blauen Fleck verursacht. Das ist zwar nicht weiter schlimm, aber sieht leider nicht so schön aus.

Kleine Auflistung der häufigsten Präparate:

  • Clexane
  • Fragmin P / P forte
  • Fraxiparin

Wenn Sie noch fragen haben, einfach einen Kommentar hinterlassen! Ich werde auf alle Fragen so schnell wie möglich eingehen.

Über den Autor

Matthias

Medizinstudent, Papa, (ehemaliger) Gesundheits- und Krankenpfleger auf einer großen Intensivstation sowie leidenschaftlicher Blogger und Jogger.

89 Kommentare

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  • Wow, vielen Dank für diese sympatische und hilfreiche Erklärung!
    Ich mag besonders deine lustige Art zu schreiben und Fachausdrucke zu erklären. :o)

  • Hallo!
    Ich hab da mal ne Frage, dir mir schwer auf dem Herzen liegt.
    Ich hatte jetzt ein kleines Gerinsel in der Wade, welches beim Kontrolltermin vor 1 woche schon aufgelöst war (Clexane und Kompressionsstrumpf).
    Seit 3 tagen habe ich aber wieder ein Zucken, Pulsieren, Zwicken in der gleichen Wade. Das hatte ich vor der Diagnose Thrombose schon und war eigentlich mit Clexane und Strumpf weg. Nun frage ich mich, ob man trotz Clexane und Strumpf eine neue Thrombose entstehen kann….
    Würde mich sehr freuen, wenn ich schnell ne antwort bekäme. bin in den letzten wochen so oft zum arzt, und würde gerne nicht umsonst aus panik nochmal hin

  • Hallo,

    habe mir nach einer ambulanten OP am 13.02. die Spritzen (Clexane) selbst setzen müssen, jetzt sind alle Einstichstellen entzündet, sind knallrot mit großen Hof und Jucken, was habe ich falsch gemacht und wie werde ich die Entzündung los?

    Lg
    A

  • Hallo,

    ich hatte vor ein paar Tagen eine Thrombose im Unterschenkel. Wieso wird hier von der Thrombosespritzen auf Marcumar umgestellt? Wirkt dieses anders? Marcumar hat einige Nebenwirkungen mehr, die mir zu denken geben.Reicht eine Behandlung mit Thrombosespritzen (Volldosis) aus?

    Viele Grüße
    Mia

  • Ich muss eine epidurale Infiltration machen. Notfallmässig musste ich ins Spital und bekomme täglich vorbeigend eine Spritze gegen Artrose. Verträgt sich das mit ded Infiltration?

  • Wie ist die Umrechnung von Heparin 25000/5ml Injektionslösung …

    Ich habe im ganzen net nichts darüber gefunden… meine Kollegin meinte das wäre ein Dreisatz…

    • Was müsst ihr denn ausrechnen? Wieviel Einheiten Xml Heparin sind oder wieviel Milliliter X IE Heparin sind?

  • richtig, z.B haben wir 25000 einheiten/ 5ml … aber oft steht da 7500Einheiten… wieviel ziehe ich dann auf ??

  • ich werde am 9.7 am knie operiert und bekomme trombosespritzen
    und hab große angst vor ne lungenembolie und trombose
    kann man trotz trombosespritze ne lungenembolie bekommen?
    ich bin schon am überlegen die op nicht machen zu lassen
    aufgrund der angst eine embolie zu bekommen

    • Es handelt sich um eine Thromboseprophylaxe. Das Risiko eine Thrombose zu bekommen wird minimiert, jedoch nicht komplett ausgeschlossen. Solche Ängste solltest Du definitiv mit deinem behandelnden Arzt besprechen.

  • Ich war heute beim Hausarzt weil ich den Verdacht hatte, eine Thrombose zu haben. Der Arzt konnte mir allerdings nicht zu 100% sagen, ob ich eine Thrombose habe oder nicht. Dennoch hat er mir 6 Spritzen mitgegeben. Eine sollte ich morgens um 8.00h machen, die andere nachmittags um 16.00h. nun meine Frage: ich nehme die Antibabypille ( Marvelon) – darf ich diese weiter einnehmen oder muss ich sie nun absetzen?

    Ich danke euch für eine schnell antwort. Lg Melanie

  • Hallo – darf mein Arbeitgeber (Behinderteneinrichtung) verlangen, dass ich ohne pflegerische Ausbildung (selber Erzieher) eine subcutane Injektion bei Bewohnern verabreichen soll ? Lerning by doing sozusagen…. Gruss

  • hallo, ich habe vor vier tagen eine knie op gehabt und spritze seid dem selbst, die ersten drei hab ich blaue kleine flecken bekommen und gestern und heute so knubbel unter der haut aber nix blau…ist das auch noch ok oder soll ich irgenwie anders stechen??????? die ersten drei spritzen hat ne freundin mir gegeben wo es halt blau wurde und die letzten beiden ich mir selbst…hab bisschen angst wegen den knubbeln tun weh wie ein blauer fleck unter der haut…lieben dank schon mal im vorraus

    • Gut desinfizieren und langsam injizieren. Nach einigen Tagen/ggf. auch Wochen sollten die blauen Flecken und auch die Knubbel wieder verschwinden.
      Diese entstehen durch die Verletzung, die man durch die Injektion setzt.

  • Hallo,
    meine Frau wurde vor 2 Tagen am Schienbein operiert (Wundausschneidung), sie liegt fest im Krankenhaus (rollt auf einem Stuhl nur zur Toil. oder Waschbecken, aber das Bein darf nicht belastet werden), der Unterschenkel ist fest eingewickelt, der 1. Verbandwechsel soll in weiteren 3 Tagen erfolgen.
    Schon in den Tagen vor der OP, als sie wg. Wundrose noch konventionell behandelt wurde (Unterschenkel geschient, ebenfalls fest im Bett) bekam sie jeden Abend eine Thrombose-Spritze. Am Abend des OP-Tages ebenfalls, gestern jedoch nicht, was ich sehr bedenklich finde.
    Außerdem sagt sie, dass die Zehen (nur die sind sichtbar) gleich blau anlaufen, wenn sie das Bein mal kurz hängen lässt.
    Besteht da ein Zusammenhang? Und sollte nach einer solchen Vorgeschichte, OP und Bettlägerigkeit besser täglich gespritzt werden?

    • Solche Dinge sollte man immer den behandelnden Arzt fragen. Ist dieser nicht verfügbar, kann man natürlich auch die betreuende Pflegekraft fragen – einer von beiden wird bestimmt die Sorgen beruhigen können.

  • Hey..ich muss seit 3 Wochen spritzen mache das im Bauch und jetzt stelle ich fest, dass mein Bauch blau und dick ist, richtige harte Stellen.Mache ich was verkehrt und was kann ich tun die knudel weg zu bekommen

  • Hallo, da ich mir meinen Knöchel am Sprunggelenk gebrochen habe ,trage ich einen Gips und muss jetzt jeden Tag eine Thrombose-Spritze kriegen.
    Ich bin ein Mädchen und habe auch schon meine Menstruation (ich habe gehört dass diese Menschen auch risiko Patienten sind)
    Dabei frage ich mich, ob ich trotz Thrombose-.Spritze ,doch Thrombose kriegen kann, da sich jetzt nach 2 Wochen Gips ,blaue Flecken am Fuß gebildet haben und mein Fuß auch im großen und ganzen (zumindestens meine Zehen) blau sind

  • Super erklärt!
    hat mir sehr geholfen und jetzt versteh ich auch wieso ich mir das spritzen muss vor einer langen Fahrt und was es genau in meinem Körper macht.
    Vielen Dank dafür!